Das war unser Jahr 2019

Das Jahr ist fast vorbei, und wir werfen einen Blick zurück auf unser erstes Jahr. Es war ein unglaublich abenteuerliches Jahr, das jeden Tag etwas neues, spannendes zu bieten hatte und das dadurch wie im Flug verging. Wir sind vor allem dankbar für dieses tolle Jahr und für die wundervolle Unterstützung, die unser Projekt erfährt.

Januar bis April: 2019 beginnt mit einem neuen Projekt

Obwohl wir schon vorher über die Idee gesprochen hatten, mit der Familie von Andréa zusammenzuarbeiten und Vanille aus Madagaskar nach Deutschland zu importieren und hier zu verkaufen, um die vielen Zwischenhandelsstufen, die im Vanilleanbau üblich sind, zu überspringen, brauchte es die Ruhe, die Auszeit und den Müßiggang, die üblicherweise zwischen den Jahren herrschen, damit wir tatsächlich damit anfingen, die Idee in die Tat umzusetzen. Am 29.12.2018 meldeten wir schließlich die Domain „LAVANILA.DE“ an und bastelten uns eine einfache Webseite zusammen. Wir begannen damit, zu recherchieren, welche Schritte denn tatsächlich notwendig wären, um nebenberuflich unser kleines, deutsch-madagassisches Vanilleimport-Familienunternehmen zu starten. Das Unternehmen des Opas und des Onkels von Andréa in Madagaskar bestand bereits seit einigen Jahrzehnten und war bekannt für die fairen Arbeitsbedingungen, für gute Qualität und für den ökologisch nachhaltigen Anbau. Da war uns klar, dass wir mit der Verwandtschaft zusammenarbeiten wollen, um diesen nachhaltigen Ansatz zu unterstützen und um unseren Verwandten einen direkteren Zugang zum deutschen Konsumenten zu ermöglichen. Um Nägel mit Köpfen zu machen, meldeten wir am 22.1.2019 unser Gewerbe an, und Mitte Februar kam tatsächlich unser erstes Kilo Vanille aus Madagaskar an. Wow, dieser Duft! Und eine unglaubliche Qualität, die nicht mit den trockenen Schoten, die sehr teuer in deutschen Supermärkten verkauft werden vergleichbar war. Allerdings lernten wir auch, wie aufwendig der Export- und Importprozess ist, vor allem der Papierkram und die Transportkosten standen in keinem Verhältnis zu den Einnahmen. Wir erfuhren von der Familie vor Ort, dass es besser wäre, gleich eine gesamte Standardkiste Vanille nach Deutschland zu importieren. Da Vanille aber bekanntermaßen sehr teuer ist, hätten wir uns die Standardkiste nicht leisten können. Außerdem konnten wir nicht einschätzen, ob sich die Vanille überhaupt verkaufen würde oder ob wir vielleicht auf dieser großen Menge sitzen bleiben würden. Also entstand die Idee, mit einer Crowdfunding-Kampagne das nötige Kleingeld einzusammeln.

April bis Juli: Crowdfunding-Kampagne bei Startnext

Wir fragten die Verwandtschaft nach ein paar Fotos, nahmen mit dem Handy ein kurzes Kampagnenvideo auf und am 8. April starteten wir unsere Kampagne. Als bescheidenes Ziel setzen wir uns 2.500 Euro, das zweite Crowdfunding-Ziel legten wir auf 10.000 Euro fest, auch wenn wir nicht erwarteten, dass wir es erreichen würden. Um mehr Interessenten zu erreichen, boten wir neben Vanille in unterschiedlichen Mengen auch Spirituosen mit Vanille, mit Vanille veredelter Honig und Mandelöl mit Vanille an – letzteres fand aber keinen Anklang und wir nahmen es nach einigen Wochen wieder heraus. Wir legten uns voll ins Zeug: Wir erzählten im Prinzip jedem, den wir kannten, von unserer Kampagne, Freunde und Familie verbreiteten den Link zu unserer Kampagnenseite bei Startnext weiter. Wir posteten fleißig auf Instagram, Facebook, Pinterest, und Twitter, vielleicht sogar etwas zu viel: Nach ein paar Tagen wurde unser Link von Facebook und Instagram als Spam markiert, weil er innerhalb kurzer Zeit zu oft geteilt wurde – eine kleine Katastrophe für uns! Nach mehreren Versuche, Facebook auf unterschiedlichen Wegen zu kontaktieren, wurde der Link aber wieder freigegeben. Wir experimentierten auch mit bezahlter Werbung bei Facebook und Google und mit Flyern, die wir selbst verteilten, und so passierte es, dass wir völlig überraschend schon am 17. April das Minimalziel von 2.500 Euro erreichten, am 6. Juni erreichten wir sogar das zweite Ziel von 10.000 Euro, und wir hatten noch einen Monat vor uns! Bis zum Ende der Kampagne am 7. Juli kamen tatsächlich 15.000 Euro zusammen. Unglaublich! Schon zwei Wochen später erreichte uns die erste volle Kiste Vanille aus Madagaskar, und die ganze Familie half mit, sie zu verpacken und an unsere Unterstützer in ganz Deutschland zu verschicken. Ein paar der Päckchen gingen sogar nach Italien, nach Österreich, in die Schweiz und nach Holland. Das war eine ganz neue Erfahrung, 400 Päckchen zu verpacken, zur Post zu bringen und zu verschicken, und das ganze neben unserer Vollzeit-Anstellung!

Die Crowdfunding-Kampagne war also ein voller Erfolg in vielerlei Hinsicht.  Wir sammelten nicht nur das Geld ein, das notwendig war, um eine volle Kiste Vanille zu Importieren, wir erreichten auch eine große Anzahl an Menschen, die an unsere Idee glaubten, und lernten, dass es durchaus ein großes Interesse an unserem Produkt gibt. Damit wussten wir auch, dass wir weitermachen wollten.

Nun galt es aber auch, sich mit dem administrativen Kram auseinander zu setzen, auch mit dem Finanzamt. Durch die Crowdfunding-Kampagne rückten wir gefährlich nache an die Umsatzgrenze für Kleinunternehmer. Daher meldeten wir kurzerhand ein zweites Kleinunternehmen auf den Namen von Andréa an. Künftig soll alles, was im Webshop passiert, über Stefans Kleinunternehmen stattfinden, während der Rest auf Andréa’s Namen geht.

August: Unsere Zusammenarbeit mit Eden Reforestation Projects

Unsere soziale und ökologische Verantwortung ist sehr wichtig für uns, und uns ist klar, dass wir ein Produkt von weit her importieren und damit einen großen CO2-Abdruck haben. Wir Importieren ein Produkt aus einem der ärmsten Länder der Welt, in dem nur noch 10% der ursprünglichen Waldbestandes erhalten ist, da die Menschen täglich mit Holzkohle kochen. Um dem entgegenzuwirken, begaben wir uns schon gegen der Ende unserer Crowdfunding-Kampagne auf die Suche nach einem Partner in Madagaskar, mit dem wir Bäume anpflanzen und die Armut vor Ort bekämpfen können, und im August wurden wir fündig und begannen unsere Zusammenarbeit mit Eden Reforestation Projects. Künftig sollte pro Bestellung mindestens ein Setzling auf Madagaskar angepflanzt werden, und zwar von einem Dorfbewohner, der (oder die) eine Ausbildung dafür bekommen hat. Bisher übertreffen wir dieses Ziel bei weitem, sodass wir zum jetzigen Stand das Anpflanzen von über 4.000 Bäumen unterstützen konnten. Mehr dazu in diesem Blogartikel.

September: Reise nach Madagaskar

Da es uns jetzt wirklich ernst war, war es nun auch wichtig, eine Reise nach Madagaskar zu machen, um die Arbeit mit der Vanille und die Menschen, die so hart für unsere Vanille arbeiten, kennen zu lernen. Da für Andréa aus gesundheitlichen Gründen die weite Reise zu anstrengend war, brach ich alleine auf.

Nach ein paar Tagen bei der Familie in Antananarivo machte ich mich, begleitet von Andréas Cousin Roberto, mit einem alten Propellerflugzeug der Fluggesellschaft Tsaradia mit Zwischenlandung auf der wunderschönen Insel Sainte Marie im indischen Ozean auf den Weg nach Sambava. Dort erwarteten mich zwei andere Onkel (die Familie ist groß) und ein Cousin, die auch im Vanilleanbau tätig sind. Wir wollten zusammen frühstücken, und bereits als wir aus dem Auto stiegen, umgab uns überall der Geruch von Vanille. Und tatsächlich: Gegenüber lagen auf einem Innenhof, von der Straße aus sichtbar, Vanilleschoten zum Trocknen in der Sonne, und ein paar Männer beluden die Ladefläche ihres Pickups mit Vanilleranken.

Nach einem stärkenden Frühstück holte uns Opa Georges ab und wir führen im Auto die knapp 80 km Landstraße nach Antalaha zum Firma Soarary am Stadtrand, wo auch mein Onkel Faly einen Steinwurf vom indischen Ozean entfernt mit seiner Familie lebt. Georges dagegen wohnt mit der Oma Clarisse im Zentrum von Antalaha.

Als wir ankamen, sahen wir bereits, was wir davor schon so oft auf Fotos gesehen haben: die Mitarbeiter saßen an Metalltischen und sortierten Vanille. Es wurde gerochen, geprüft und nach länge sortiert. Am nächsten Tag verbrachte ich den ganzen Tag mit den Mitarbeitern und lernte, worauf es beim Sortieren ankommt – eine sehr anspruchsvolle Arbeit, ich war sehr langsam und machte viele Fehler, meine Lehrmeister und Lehrmeisterinnen waren aber sehr geduldig mit mir und hatten auch einiges zu lachen.

Wir besuchten auch eine kleine Plantage, die unweit der Firma betrieben wird. Der Bauer, der das Land bestellt, wohnt mit seiner Familie direkt auf der Plantage, wo Vanille auf die traditionelle Art und Weise angebaut wird. Die Vanille ist eine Kletterpflanze und benötigt einen Baum, an dem sie hochklettern kann. Beim traditionellen Anbau sind dies die Bäume, die sowieso im Urwald wachsen, was den Vorteil hat, dass keine Monokulturen entstehen und der Wald seine natürliche Varietät beibehält.

Wir besuchten auch Partner, mit denen die Familie zusammenarbeitet: einen Sammler, der weit abseits der Städte die Bauern besucht, um ihnen die grünen Schoten abzukaufen, erklärte uns seine Arbeit.

Insgesamt war es ein unglaublich lehrreicher Trip. Einerseits habe ich so viel gelernt, dass ich mich jetzt sehr gut mit der Produktion und den Bedingungen, unter denen Vanille hergestellt wird, auskenne, andererseits bin ich umso mehr von der Komplexität ihrer Entstehung beeindruckt , wohl wissend, dass es noch unglaublich viel zu lernen gibt.

Oktober: „Ä Guädä“

Wieder zurück in Deutschland wartete schon das nächste Projekt: Meine Heimatstadt Endingen am Kaiserstuhl lud erstmals ein zum Marktplatz für Genießer „Ä Guädä“, und meine Familie hatte die Idee, dort mitzumachen. Leider hatten wir zu diesem Zeitpunkt kaum noch Vanille, also überlegten wir uns zusammen mit regionalen Anbietern und Freunden eine Produktpalette mit verschiedenen Produkten, in denen unsere Vanille steckte. Unsere erste Marktteilnahme überhaupt erlaubte uns, mit Leuten ins Gespräch zu kommen. Die ganze Familie halt mit uns wir hatten eine Menge Spaß! Mehr dazu in diesem und diesem Blogartikel.

November: „Vanillekiste“ statt „LAVANILA.DE“

Im November  änderten wir unseren Namen von LAVANILA.DE in Vanillekiste, da LAVANILA.DE oft zu Verwirrung geführt hat und wir bei Google sehr schlecht gefunden werden konnten. Die Namensänderung machte ganz schön viel Arbeit, wir mussten eine neue Domain registrieren, die Webseite anpassen, die alte Domain umleiten, neue Etiketten drucken lassen, und und und – aber da Du diese Zeilen liest, hast Du den Weg zu unserer „neuen“ Webseite ja zum Glück gefunden. Mehr zu unseren Beweggründen der Namensänderung gibt es in diesem Blogartikel.

Dezember: Dreharbeiten mit dem ZDF

Statt das Jahr ruhig ausklingen zu lassen hatten wir am Ende des Jahres nochmal richtig Action. Ein Kamerateam von ZDF Plan B besuchte zunächst unsere Familie in Antalaha, um vor Ort zu drehen, und machte dann noch einen Drehtag mit uns in Neu-Isenburg. Am 14. Dezember lief dann die Sendung „Plan B – festlich und fair“, was uns zum Jahresende nochmal einige Bestellungen einbrachte und was uns zu einer größeren Sichtbarkeit verhalf. Glücklicherweise erreichte uns die lang ersehnte neue Lieferung Vanille am 11. Dezember, also gerade noch rechtzeitig. In diesem Blogartikel schildern wir, wie wir diese aufregende Zeit erlebten.

Ausblick 2020

In nächster Zeit haben wir einiges zu tun mit unseren neuen familiären Verpflichtungen, daher werden wir weiter mit kleiner Flamme kochen. Ab dem 1. Januar gibt es aber wieder Vanille im Webshop und unsere nächster Karton Vanille steht in Madagaskar bereits für uns bereit. Wir wollen mit neuen spannenden Partnern zusammenarbeiten, sowohl was den Einsatz unserer Vanille als auch unser soziales und ökologisches Engagement betrifft, alles in allem werden wir aber so weitermachen wie bisher. Es soll weiterhin unser nebenberufliches Familienprojekt bleiben und wir lassen es langsam angehen. Mal sehen, was das neue Jahr und das neue Jahrzehnt für uns zu bieten hat!